Intensivstation, Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Klinik, © Felix Kästle - dpa (Symbolbild)

Katastrophenmediziner warnen vor dramatischer Lage an Uniklinik Straßburg

Corona-Patienten über 80 Jahre werden angeblich seit Tagen nicht mehr beatmet

Zwei deutsche Katastrophenmediziner haben in den letzten Tagen die Uniklinik in Straßburg besucht und sich dort ein Bild von der Lage gemacht. In ihrem Bericht schildern sie dramatische Zustände.

Die Uniklinik in Straßburg ist mit den Corona-Patienten offensichtlich überfordert, denn nach dem Bericht der beiden Mediziner des Deutschen Instituts für Katastrophenmedizin in Tübingen arbeiten in Straßburg infizierte Mitarbeiter weiter mit Coronavirus-Patienten an der Universitätsklinik. Über 80-Jährige werden angeblich nicht mehr beatmet, sondern bekämen eine Sterbebegleitung. Das streitet die Krankenhausleitung hingegen ab - es steht Aussage gegen Aussage:

Die Uniklinik betont, dass das Alter nicht das ausschlaggebende Kriterium für eine Nicht-Beatmung ist, sondern die Entscheidung der Ethikkommission, die über jeden Einzelfall berät. Dass die Lage in Straßburg angespannt ist, unterstreichen die Mediziner in ihrem Bericht: „Am 23.03.2020 erfolgte pro Stunde eine Aufnahme eines beatmungspflichtigen Patienten.“ Eine Klinik hat im Normalfall insgesamt 40 Beatmungsbetten in Einzelzimmern.

Auch die anderen Behandlungen bleiben wegen des Coronavirus auf der Strecke. Pro Tag wird nur noch eine lebenswichtige Bypass-Operation durchgeführt, es gibt keine Tumor-Chirurgie mehr und ambulanten Operationen wurden abgesagt. Alle Patienten, bei denen es gesundheitlich vertretbar ist, wurden entlassen. Die Katastrophenmediziner warnen wegen der Corona-Krise vor Nicht-Behandlungen der Patienten. Die Menschen hätten trotz Corona-Krise Anspruch auf eine adäquate Behandlung etwa wegen Herzinfarkten oder Unfällen. "Wir dürfen am Ende nicht all diese Patienten verlieren, um dafür alle Covid-19-Patienten gerettet zu haben," so der Bericht der Mediziner.

Die Katastrophenmediziner kommen in ihrem Bericht zu dem Schluss, dass Deutschland eine ähnliche Entwicklung bevorsteht und eine optimale Vorbereitung von „allerhöchster Dringlichkeit“ sei. Das deutsche Gesundheitswesen sei aber gut aufgestellt, hieß es am Donnerstag (26.03.2020) aus dem Innenministerium von Baden-Württemberg. Aber man nehme die Lage im Elsass als "mahnendes Beispiel am Horizont".

Rund 25.000 Menschen haben sich in Frankreich mit dem Coronavirus infiziert,  mehr als 1.000 Menschen gestorben, fast 4.000 gelten als geheilt.

(dpa/dk)