Die Lebensmittel-Expertin der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat wichtige Tipps zur aktuellen Lage
Auch in Baden standen in den letzten Wochen viele Menschen bei ihren Einkäufen im Supermarkt regelmäßig vor leeren Regalen. Vor allen Dingen Speiseöle wie Sonnenblumen- oder Rapsöl, Weizenmehl, aber auch wieder Produkte wie Toilettenpapier waren vorübergehend Mangelware
Das hat zum Einen mit der unsicheren Lage während des russischen Angriffskrieges in der Ukraine zu tun, die bislang eigentlich als "Kornkammer Europas" galt. 96 Prozent seiner Sonnenblumenöls bezog Deutschland zuletzt aus dem Ausland und sowohl Russland als auch die Ukraine sind dabei jeweils eines der wichtigsten Herkunftsländer. Zum anderen spielen aber auch unterbrochene Lieferketten, sowie vorübergehende Effekte wie erneute Hamsterkäufe eine Rolle.
Welche Alternativen Verbrauchern zur Verfügung stehen, wenn bestimmte Produkte über längere Zeit ausverkauft sind und was sie umgekehrt zur richtigen Lagerung als Vorrat wissen sollten - das hat baden.fm hier für Sie als Verbrauchertipps zusammengetragen.
Wenn Sonnenblumenöl weiterhin Mangelware bleibt und Rapsöl durch die Hamsterkäufe vergriffen ist, zwingt das viele Haushalte zum Umdenken beim Kochen. So ist beispielsweise in den meisten Supermärkten und Discountern das etwas teurere Olivenöl noch in großer Fülle vorhanden. Und manche weichen auch einfach auf Butter oder Schmalz aus, um das Steak für's Abendessen anzubraten.
Doch welches Fett taugt am Ende für welchen Zweck?
Grundsätzlich sollten Kunden beim Einkauf da zunächst auf die Flasche schauen und herausfinden, ob es sich um ein kaltgepresstes oder ein raffiniertes Speiseöl handelt, so die Empfehlung von Lebensmittel-Expertin Sabine Holzäpfel von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Als Faustregel gilt: Das Kaltgepresste macht sich am besten im Salat und kann bei zu starker Hitze nicht nur den Geschmack verändern, sondern auch krebserregende Stoffe bilden.
Das raffinierte Öl kann in der Regel auch bei höheren Temperaturen in der Pfanne oder im Backofen landen ohne gleich anzubrennen oder bitter zu werden. Allerdings ist zum Beispiel raffiniertes Olivenöl in den allermeisten Geschäften deutlich schwieriger zu bekommen als kaltgepresstes und meist auch nur zu deutlich höheren Preisen.
Als Alternative zum Sonnenblumenöl bieten sich nach Einschätzung der Verbraucherschützerin prinzipiell auch Rapsöl, Keimöl, Distelöl, Kokosöl, Butterschmalz oder indisches Ghee an. Teilweise vertragen diese aber nicht ganz so hohe Temperaturen. Zum Frittieren können auch Sesam- oder Erdnussöl zum Einsatz kommen, da diese einen hohen Rauchpunkt besitzen - allerdings haben diese im Gegensatz zum Sonnenblumenöl einen stärkeren Eigengeschmack.
Mit Butter lässt sich in aller Regel ebenfalls problemlos dünsten und leicht anbraten, allerdings sollte hier die Temperatur nicht zu hoch werden, da sonst Bestandteile wie Milchzucker und Eiweiße verbrennen. Eine Option können hier bestimmte Sorten Margarine oder eben Butterschmalz sein.
Besonders hitzeempfindlich sind hingegen Walnussöl, Leinöl, Kürbiskernöl oder Traubenkernöl. Diese sollten grundsätzlich nicht zum Erhitzen verwendet werden.
Übersicht zu den einzelnen Anwendungsgebieten:
- Für kalte Gerichte:
native und kaltgepresste Pflanzenöle wie Olivenöl, Walnussöl, Leinöl, Trüffelöl - Zum Backen:
raffinierte Öle ohne starken Eigengeschmack wie Butter, Margarine, Rapsöl, Kokosöl - Zum Frittieren und Anbraten bei Temperaturen bis ca. 180 °C
raffinierte Pflanzenöle wie Rapsöl, spezielles Olivenöl ohne Bezeichnung "nativ" oder "vergine" - Zum scharf Anbraten bei heißeren Temperaturen:
Butterschmalz, Sesamöl, Rapsöl, Erdnussöl
So lange ist Speiseöl unter verschiedenen Bedingungen haltbar:
Was aber nun, wenn Sie noch einige Flaschen Öl in Ihrer Küche oder ihrem Vorratsschrank stehen haben oder sich vielleicht tatsächlich noch im Supermarkt oder Großhandel mit Sonnenblumenöl eindecken konnten? Wie lange sich Speiseöl hält, ist in aller Regel eine Frage der richtigen Lagerung.
Damit die wertvollen Wirkstoffe in den Fettsäuren möglichst lange enthalten bleiben, sollten die Flaschen grundsätzlich kühl, dunkel und gut verschlossen aufbewahrt werden. Denn sowohl Licht, als auch Wärme und Sauerstoff können das Öl frühzeitig ranzig werden lassen.
In den Kühlschrank sollten in der Praxis aber nur empfindlichere Substanzen wie Rapsöl oder Leinöl, für die meisten anderen Öle reicht ansonsten Zimmertemperatur völlig aus. Wird Öl zu kühl, kann es flocken, das macht in den meisten Fällen aber nur einen optischen Unterschied aus und hat außer zum Beispiel beim Olivenöl sonst wenig Einfluss auf die Qualität.
Kaltgepresste Speiseöle sind ungeöffnet bis zu einem Jahr haltbar, ist die Flasche einmal offen, können Sie noch von zwei bis drei Monaten ausgehen. Bei den raffinierten Ölen bleibt der Inhalt nach dem Öffnen etwas länger frisch, rund vier bis sechs Monate.
Das aufgedruckte Mindesthaltbarkeitsdatum ist dabei nur ein Anhaltspunkt, sagt Verbraucherzentralen-Expertin Holzäpfel. Sie rät: Im Zweifelsfall sollte sich beim Öl jeder auf seine Sinne verlassen: Hat es seine Farbe oder Konsistenz nicht geändert, sind keine Schimmelsporen darin zu erkennen oder riecht es nicht auf einmal nicht unangenehm oder schmeckt ranzig, dann ist das Speiseöl meist auch noch über das aufgedruckte Datum hinaus noch genießbar.
(fw)