Die ersten Züge der neuen Flotte sind auf der Höllentalstrecke unterwegs
Am Mittwoch (28. August 2019) haben der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann und David Weltzin, der Vorsitzende der baden-württembergischen Regionalleitung der DB Regio AG, die neuen Fahrzeuge vom Typ Alstom Coradia Continental am Bahnhof Titisee-Neustadt offiziell vorgestellt. Die neue Flotte besteht aus 11 dreiteiligen und 15 vierteiligen Zügen, die alle über barrierefreie Zugänge sowie ebenfalls barrierefreie Toiletten verfügen, über Steckdosen genauso wie kostenloses WLAN. Den wohl größten Gefallen werden die Fahrgäste auf der Strecke - zumindest im Sommer - an den nun serienmäßigen Klimaanlagen haben. Mit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember werden über Nacht die alten Doppelstockzüge komplett durch die neuen Wagen in weiß-gelb-schwarz ersetzt werden.
Neues Fahrgefühl, neue Geräuschkulisse, neue Taktung
Bei der heutigen Präsentationsfahrt war deutlich zu spüren: Alle Beteiligten sind wahnsinnig stolz auf ihre neue Flotte. Das auch zu Recht. Die neuen Fahrzeuge haben ein ruhiges Innendesign, wirken großzügig und luftig. Der Zug liegt deutlich ruhiger als sein roter Vorgänger auf der Schiene und auch die Fahrgeräusche - innen wie außen - sind wesentlich leiser. Nur beim Öffnen und Schließen der Türen überraschen die Coradia Continental mit auffälligen Licht- und Tonsignalen. Den Hintergrund dieser Maßnahme erkärt uns David Weltzien von der DB Regio AG:
Die beim französischen Hersteller Alstom beauftragten Wagen wurden an die besonderen Bedarfe, die der Schwarzwald als Tourismusregion hat, angepasst. So haben in den neuen Zügen überdurchschnittlich viele Fahrräder Platz. Die Taktung an den Bahnhöfen berücksichtigt die längere Ein- und Ausstiegszeit für Radfahrer ebenfalls. Natürlich spielt der Preis für die Fahrradmitnahme eine wesentliche Rolle für die Attraktivität der Höllentalbahn als 'Mobilitäts-Baustein', so der Vehrkehrsminister Hermann.
Um in Zukunft die bestehenden Ressourcen, also sowohl Züge als auch Personal, effizient und bedarfsorientiert einzusetzen, wird mit dem Fahrplanwechsel gleichsam ein neues System in der Verfügbarkeit der einzelnen Wagen starten. Während die heutige Höllentalbahn den ganzen Tag mit immer gleicher Waggongzahl die Strecke befährt, wird in Zukunft die Wagenanzahl an die tatsächlichen Reisendenzahlen angepasst. So sollen Engpässe zu den Stoßzeiten verringert und Leerfahrten minimiert werden. Außerdem kalkuliert man mit zusätzlichen Aushilfsfahrzeugen, die auf die Strecke gerufen werden, sobald aufgrund unvorhergesehener Probleme die Züge aus der Taktung geraten. Damit wird verhindert, dass einzelne Verzögerungen durch den ganzen Tag geschleppt werden.
Das Zugpersonal wird frühzeitig für die neue Technik und das neues Betriebssystem geschult
Bereits seit Juli sind die neuen Fahrzeuge zwei Mal täglich auf der Strecke unterwegs. Damit wird sichergestellt, dass zusätzlich zu den Umschulungsmaßnahmen alle Zugführer die neue Technik kennenlernen und mit ihr vertraut werden. Auch die Zugbegleiter werden insbesondere für die Anfangszeit der neuen Flotte vorbereitet. Denn mit der neuen Flotte startet gleichzeitig das neue Betriebssystem, welches den schönen Namen Flügelkonzept trägt. Dies bedeutet, dass die Züge, die die Außen"flügel" der Strecke im Einstundentakt anfahren, an späteren Knotenpunkten an weitere Waggongs gekoppelt werden, welche dann zusammen die Hauptstrecke bedienen. In den entgegengesetzten Randbereichen des Schienennetzes werden die Waggongs wiederum voneinander entkoppelt und fahren dann getrennt unterschiedliche Zielbahnhöfe an. Die Fahrgäste müssen folglich beim Einstieg bereits darauf Acht geben, dass sie im richtigen Waggon sitzen. Die Zugbegleiter werden anfangs diese Neuerung über Beratung und Aufmerksamkeit an den Fahrgast kommunizieren müssen.
Ziel bis 2030: doppelt so viel Fahrgäste in den Zügen der Deutschen Bahn
Verkehrsminister Hermann betonte abschließend noch einmal, dass das Land Baden-Württemberg das Ziel hat, bis 2030 doppelt so viele Fahrgäste wie jetzt in seinen Zügen als Kunden begrüßen zu wollen. Im Ministerium sieht man entsprechend das Projekt 'Breisgau S-Bahn 2020' mit der durchgehenden West-Ost-Verbindung Breisach - Freiburg - Donaueschingen und Villingen als wesentlichen Meilenstein auf dem Weg zu diesem Ziel.
(hs)