Die Helfer hatten sich schon im Vorfeld auf eine große Nachfrage eingestellt - am Ende hat selbst sie der große Run auf den Impfstoff überrascht
Nach dem großen Andrang vom Sonntagmorgen (09.05.2021) beim AstraZeneca-Impf-Aktionstag auf dem Freiburger Messegelände haben sich die Organisatoren bei allen Wartenden entschuldigt.
Obwohl tausende Menschen vorübergehend dicht an dicht in Reihe standen, um sich ein Zeitfenster für die Spontanimpfung gegen das Coronavirus zu sichern, sei es aus ihrer Sicht zu keinem Zeitpunkt zu einer akuten Gefährdungssituation gekommen.
Das geht aus einem offiziellen Statement der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH (FWTM) vom Sonntagabend hervor. Diese betreibt das Zentrale Impfzentrum auf dem Messegelände. Die Initiatoren sahen außerdem die Sicherheit der vielen Menschen im Freien vor den Hallen und auch darin gewährleistet.
Impfwillige kamen aus ganz Baden-Württemberg - viele davon schon am Vortag der Aktion
Im Vorfeld hatte das Impfzentrum angekündigt, dass am Muttertag maximal 1.400 Menschen die Chance auf eine Erstimpfung mit dem AstraZeneca-Vakzin ohne Termin haben werden. Weil sich im Vorfeld eine hohe Nachfrage abgezeichnet hatte, hatten die Betreiber auch schon mit vielen Impfwilligen gerechnet und sich dazu entschlossen, vor Ort Time Slots zu verteilen.
Am Ende sind aber bis zu 3.000 Interessenten auf die Freiburger Messe gekommen. Schon eine Stunde vor dem Impfstart standen hunderte von ihnen in der Schlange, um von den Helfern einen der Zettel ihrem genauem Impftermin später am Tag zu erhalten. Manche waren von weit her angereist und hatten auch in Caravans oder Zelten in der Umgebung geschlafen. Viele von ihnen mussten später unverrichteter Dinge wieder gehen.
Vom Start der Aktion gegen 8 Uhr waren in den sozialen Netzwerken schnell Fotos und Videos kursiert, die trotz geltender Abstandsregeln eine dicht gedrängte Menschenmasse zeigten. Die allermeisten von ihnen trugen dabei eine medizinische Maske. Trotzdem haben sich viele Beobachter Sorgen um den Infektionsschutz gemacht.
Betreiber trotz des vorübergehendes Gedränges vor der Halle mit Ergebnis der Impfaktion zufrieden
Zusätzlich zum Sicherheitsdienst der Messe musste auch die Polizei ausrücken, um den Mindestabstand wieder Schritt für Schritt herzustellen und um das Austeilen der Zeitfenster-Zettel zu gewährleisten. Die Beamten mussten nicht nur den Verkehr regeln, sondern auch mehrere verbale Auseinandersetzungen unter den Wartenden schlichten. Zu Gewaltausbrüchen ist es nach Angaben der Einsatzkräfte dabei glücklicherweise nicht gekommen. Innerhalb weniger Minuten waren jedoch alle verfügbaren Spontantermine vor Ort vergriffen.
Dennoch spricht Impfzentrums-Leiter Daniel Strowitzki am Ende von einer gelungenen Aktion: Parallel zu den 3.600 vorab gebuchten Terminen mit anderen Impfstoffen konnten die Ärzte vor Ort in kürzester Zeit alle 1.400 zusätzlichen AstraZeneca-Impfdosen an die Impfwilligen bringen. Gleichzeitig räumt er ein, dass es gerade zu Beginn ziemlich turbulent zugegangen sei:
Wir bedauern die Situation außerordentlich und entschuldigen uns dafür. Dennoch darf diese im Verhältnis kurze Situation, die selbstverständlich nicht stattfinden sollte, nicht das hohe Interesse und die Bereitschaft der Menschen, sich impfen lassen zu wollen, überschatten.
Gemeinsam mit der Stadtverwaltung und voraussichtlich auch mit dem Gemeinderat möchte die FWTM im Nachgang sicherstellen, dass sich ähnliche Szenen in der Zukunft nicht wiederholen werden. Der Fall soll also noch einmal intern aufgearbeitet werden.
AstraZeneca plötzlich für alle anstatt nur für Ü60
Zur Entwicklung mag außerdem beigetragen haben, dass sich die bundespolitische Lage für AstraZeneca-Impfungen vor dem Start des Impfaktionstages sehr kurzfristig geändert hatte und die FWTM in Freiburg dadurch ebenfalls sehr kurzfristig reagieren musste. Ursprünglich war die Impfaktion ohne vorherigen Termin nämlich nur für Menschen über 60 Jahre vorgesehen.
Dann hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn aber Ende der Woche die Priorisierung bei dem Impfstoff aufgehoben. Das heißt, auf einmal durften sich bundesweit alle Volljährigen damit impfen lassen, unabhängig von ihrem genauen Alter, ihrer Berufsgruppe oder von möglichen Vorerkrankungen. Wegen der extrem seltenen Gefahr möglicher Blutgerinnsel im Gehirn im zeitlichen Zusammenhang mit AstraZenenca haben jüngere Impfwillige dabei vor Ort ein Aufklärungsgespräch mit den zuständigen Medizinern erhalten.
Strowitzki geht davon aus, dass der überraschende Wegfall der Priorisierungsgruppen einer der entscheidenden Ursachen für den großen Ansturm am Sonntagmorgen in Freiburg gewesen sein dürfte. Gleichzeitig wertet er das Geschehen als Zeichen dafür, dass die Bürger AstraZeneca trotz einer Serie von Negativ-Schlagzeilen nicht durchweg kritisch bewerten würden. Eine vergleichbar große Impfaktion sei in Freiburg übrigens bis auf Weiteres nicht geplant, heißt es.
(fw)