Apfelbaum, Biene, Blüte, © Pixabay (Symbolbild)

Das erwarten viele südbadische Obstbauern nach der Rekordernte von 2018

Letzten Herbst hatten sich die Obstbäume unter der Last der vielen Früchte regelrecht gebogen

Das vergleichweise kühle Aprilwetter sorgt in Südbaden gerade dafür, dass viele Streuobstbauern mit Ungewissheit in die Zukunft schauen. Nach der rekordverdächtigen letzten Erntesaison könnte sich in den nächsten Wochen bereits entscheiden, wie es 2019 um das Obst aus Südbaden bestellt ist.

Frostnächte und insektenunfreundliches Wetter

Auch der Schwarzwälder Bio-Safterzeuger Klaus Jung aus dem Unteribental bei Buchenbach hält die Entwicklung in der Frühjahrezeit für besonders wichtig. Die Blüte bei Kirschen und Birnen ist bereits in vollem Gange, die ersten frühen Apfelsorten folgen schon bald.

Doch die weiterhin kalten Nächten bereiten ihm und vielen Kollegen Sorgen: 2 bis 3 Grad Celsius unter dem Nullpunkt reichen bereits aus, um die empfindichen Blüten erfrieren zu lassen, noch bevor sich daraus später nach der Bestäubung die ersten Früchte entwickeln können.

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Diese Erwartungen hat Bio-Saftbauer Klaus Jung aus Buchenbach an die Obsternte 2019 in Südbaden

Schon 2017 hatten späte Frostnächte bereits große Teile der Obstblüten absterben lassen und so für massive Ernteausfälle gesorgt. 2018 hatte sich die Lage dann komplett ins Gegenteil gewandelt: Der lange Hitzesommer hat dafür gesorgt, dass sich die Bäume unter der Last des vielen Obst schon regelrecht zu biegen begonnen haben.

Was aus Erzeugersicht zunächst gut klingt, hatte aber auch deutliche Nachteile. So hatten die ersten Äpfel oft Sonnenbrand, sind zu früh von den Bäumen gefallen oder schmeckten bitter. Während die Ernte sich normalerweise auch nach den verschiedenen Höhenlagen richtet, haben die warmen Temperaturen dafür gesorgt, dass das Obst in St. Peter genauso schnell reif wurde wie in Weisweil. Für viele Obstbauern eine große logistische Herausforderung: Um überhaupt hinterherzukommen, mussten einige Betriebe zusätzliche Helfer einstellen.

So viel Apfelsaft, dass die Flaschen ausgingen

Und trotzdem war die Saftproduktion an vielen Höfen ins Stocken geraten, weil die Industrie mit den Flaschen nicht mehr hinterhergekommen ist. Um in diesem Jahr für alles gerüstet zu sein, fängt Jung schon jetzt im Frühjahr damit an, vorsichtshalber Glasflaschen für den Herbst zurückzulegen.

Und noch immer sind die Folgen der langen Trockenheit deutlich zu spüren. Die meisten alten Bäume haben zwar lange Wurzeln, die  auch während der Dürre bis zu den gesunkenen Grundwasser-Reserven reichen. Doch weil es dieses Frühjahr auch weiterhin im Schnitt bisher zu wenig geregnet hat, stehen viele einfach nicht mehr so gut im Saft und sind anfällig für Schädlinge oder andere Umwelteinflüsse. So hatten die Landwirte seit letztem Jahr besonders viele Windbruchschäden an ihren Bäumen zu beklagen, weil die trockeneren Äste den Böen nicht mehr so gut standhalten.

Forderung: Natur stärken um Klimaschäden besser trotzden zu können

Tatsächlich hängt aber auch einiges mehr vom Klima und der richtigen Temperatur zur richtigen Zeit ab. Die meisten Bienen fliegen erst ab Temperaturen von 15 Grad oder mehr aus und können auch dann erst die Obstbäume bestäuben. Einige Landwirte sind deshalb dazu übergegangen, bestimmte Hummel- und Wildbienenarten auf ihren Streuobstwiesen anzusiedeln, die bereits ab 8 oder 9 Grad Celsius aktiv werden. Das ist allerdings deutlich aufwändiger und im Vergleich zu den Bienenkästen der Imker die unflexiblere Möglichkeit.

Weil die Landwirtschaft keinen direkten Einfluss auf die Wetterlage hat, hält Jung es für sinnvoll, sich dafür beim Obstanbau umso mehr auf den Erhalt der Natur zu konzentrieren. Damit meint er die Rückbesinnung auf Streuobst mit hochstammigen Bäumen und auf heimische alte Sorten - zumindest um als Ergänzung zu bestehenden Monokulturen für mehr pflanzliche Vielfalt auf den Wiesen zu sorgen. Diese müssen außerdem wieder stärker blühen und länger wachsen dürfen, um den bestäubenden Insekten einen besseren Lebensraum zu bieten, so die Forderung.

(fw)