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Keime auf Frühchen-Station der Freiburger Uni-Kinderklinik aufgetaucht

Für Frühchen könnte eine Infektion unter Umständen ernste Folgen haben:

Auf der Neugeborenen-Intensivstation der Freiburger Uni-Kinderklinik sind gefährliche Serratia-Erreger aufgetaucht. Fachärzte und Hygieneexperten haben bereits die ersten Maßnahmen eingeleitet, um eine weitere Ausbreitung der Bakterien zu verhindern. Zwei Neugeborene haben sich wahrscheinlich bereits Mitte Oktober angesteckt, eines davon zeigte schwere Symptome, heißt es bei der Pressekonferenz des Krankenhauses am Nachmittag. Lebensgefahr bestand allerdings zu keiner Zeit. Bei sechs weiteren Säuglingen konnte der Erreger jetzt im November auf der Hautoberfläche nachgewiesen werden. Alle Kinder wurden mit Antibiotika behandelt und sind in stabilem Zustand. Über weitere Fälle ist bislang seitdem nichts bekannt.

Neue Station eingerichtet, Kinder und Personal getrennt

Die Klinikleitung hat reagiert und sofort erste Maßnahmen in die Wege geleitet. Quasi über Nacht wurden die Kinder von den gesunden getrennt und die komplette Intensivstation in die benachbarte Chirurgie und Gynäkologie eine Etage höher verlagert. Die bisherigen Räume werden nun gründlich desinfiziert. Außerdem wird das jetzt Personal auf der Station verdoppelt. Alle Ärzte oder Pfleger, die bereits mit den betroffenen Säuglingen in Kontakt gekommen waren, dürfen keine anderen Patienten mehr betreuen. So sollen mögliche Übertragungswege eingeschränkt werden. Wie genau es überhaupt erst zu dem Ausbruch kommen konnte, muss noch geklärt werden. Sehr wahrscheinlich ist aber, dass der Erreger über einen Säugling in die Kinderklinik kam, der zuvor einen anderen Krankenhausaufenthalt hatte. Allerdings können auch Übertragungsquellen in der Umgebung wie etwa Cremes oder Wasser zum jetzigen Stand nicht ausgeschlossen werden, sagt uns  Prof. Dr. Philipp Henneke, der Hygienebeauftragte des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin an der Freiburger Uniklinik.

Kein erhöhtes Risiko für schwangere Uniklinik-Patienten

Schwangere Frauen brauchen sich vor ihrer Entbindung keine Sorgen machen, betont der Leitende Ärztliche Direktor Prof. Jörg Rüdiger Siewert.

Wir sind zuversichtlich, dass durch unser konsequentes Handeln die Ausbreitung beherrscht werden kann

sagte er nach der Pressekonferenz am Donnerstag. Die Entbindungsstation ist ohnehin nicht von dem Ausbruch oder den damit verbundenen Maßnahmen betroffen. Beide Bereiche sind nach wie vor räumlich und personell voneinander getrennt. Das heißt, dass Frauen nach wie vor ohne Risiko ein Kind in der Universitäts-Frauenklinik zur Welt bringen können. Auch die Versorgung von Frühchen ist weiterhin gewährleistet, es besteht kein Aufnahmestopp.

 

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Die so genannten Serratien können bei immungeschwächten Menschen in seltenen Fällen schwere Symptome auslösen. Während die Bakterien bis vor einigen Jahrzehnten noch als harmlos galten, sind sie inzwischen häufiger in Krankenhäusern für Harnwegsentzündungen, oder in Einzelfällen sogar für Lungenentzündungen und Blutvergiftungen verantwortlich gewesen. Weil Serratien auch im Boden und im Wasser natürlich vorkommen, kann eine Infektion nicht nur von Mensch zu Mensch, sondern auch über die Umgebung erfolgen. Gesunde Erwachsene haben in der Regel nichts zu befürchten, in Extremfällen kann eine Infektion bei angeschlagenen Säuglingen unbehandelt tödlich enden. Normalerweise kommen gegen Serratien Antibiotika zum Einsatz, gerade im Klinikumfeld sind die Bakterien aber oft dagegen resistent. Ob das auch in Freiburg der Fall ist, kann bislang noch nicht gesagt werden.