Am Samstag (22.02.) wird Reaktorblock 1 stillgelegt
Auf diesen Tag haben zahlreiche Umweltschützer und Atomkraftgegner in Südbaden, der Nordschweiz und im Elsass schon seit langem gewartet. Am Samstag (22.02.2020) um 2.30 Uhr ist es soweit: Reaktorblock 1 des umstrittenen Atomkraftwerks in Fessenheim wird abgeschaltet. Der Trinationale Atomschutzverband (TRAS) zeigte sich erleichtert, dass damit "die erste von zwei Hochrisiko-Anlagen am Oberrhein für immer außer Betrieb genommen wird." Der Verband ist der Meinung, dass das älteste kommerzielle Atomkraftwerk Frankreichs nur ungenügend vor Erdbeben, einem Dammbruch oder einem Flugzeugabsturz geschützt ist und außerdem bei Erbeben keine ausreichende Notkühlung hat.
Noch keine Entwarnung in Fessenheim
Entwarnung kann laut dem TRAS in Fessenheim erst dann gegeben werden, wenn auch Reaktorblock 2 stillgelegt ist und die hochradioaktiven Brennstäbe aus der Anlage entfernt sind. Laut dem Kraftwerksbetreiber Electricité de France (EDF) wird Reaktor 2 am 30. Juni 2020 abgeschaltet. Die Entfernung der Brennstäbe steht bis 2023 in Aussicht, könnte sich aber verzögern, weil Lagerstätten knapp sind.
Deutschland und Frankreich planen gemeinsam die Zukunft
Als positiv bewertet der Verband die gemeinsamen Anstrengungen Frankreichs und Deutschlands, neue gewerbliche Aktivitäten in Fessenheim anzustoßen. Geplant ist zum Beispiel ein deutsch-französischer Gewerbepark. Dieser könnte eine Modellregion für erneuerbare Energien sein. So könnten neue Arbeitsplätze und wirtschaftliche Impulse entstehen. An den Zukunftsplanungen beteiligt sind nach Angaben des Regierungspräsidiums Freiburg auch Kommunen in Südbaden sowie die Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein. Geprüft wird außerdem das Wiederbeleben der seit 1945 stillgelegten Bahnstrecke von Freiburg nach Colmar. Voraussichtlich im Frühjahr 2020 soll dazu eine Machbarkeitsstudie beginnen.
AKW Fessenheim gilt schon lange als Sicherheitsrisiko
Fessenheim ist seit 1977 in Betrieb und damit das älteste noch laufende Kernkraftwerk Frankreichs. Kritikern gilt es schon seit Jahrzehnten als Sicherheitsrisiko. Deutschland hatte lange ohne Erfolg auf ein Abschalten der beiden Reaktoren gedrängt.
(dpa/rg)