Vorsitzende der Israelitischen Gemeinde wurde beleidigt und bedroht
Im Zusammenhang mit einem antisemitischen Vorfall vor der Neuen Synagoge in der Nussmannstraße, bei dem die Polizei einen tatverdächtigen festnehmen konnte, wurde nnun ein Video öffentlich, das die Tat zeigt. Eine Überwachungskamera hat aufgezeichnet, wie ein aggressiv auftretender Mann am Morgen des 13. Juli vor dem jüdischen Gotteshaus die Vorsitzende der Israelitischen Gemeinde, Irina Katz, und andere Gemeindemitglieder beleidigt und ihnen droht. Ein Gemeindemitglied zieht die Vorsitzende daraufhin ins Innere der Synagoge. Eine Passantin, die zufällig auf dem Fahrrad vorbeifährt, kommt den Betroffenen ebenfalls zur Hilfe. Nachdem einer Reihe weiterer antisemitischer Tiraden verschwindet der Mann wieder.
Immer wieder antisemitische Vorfälle
Ob der Täter geistig verwirrt ist, ist nicht bekannt. Die Polizei nahm die Ermittlungen auf und konnte den Täter am gleichen Tag festnehmen und brachte ihn in eine psychiatrische Klinik. Allerdings ist es nur der jüngste in einer ganzen Reihe antisemitischer Vorfälle, mit denen sich die jüdische Gemeinde in Freiburg auseinanderzusetzen hat.
Wurden sogar mit Bierdosen beworfen”
“In den letzten eineinhalb Jahren mussten wir rund zehn Mal Strafanzeige wegen antisemitischer Aktionen erstatten”, berichtet Irina Katz. “Beleidigungen, Drohungen, Schmierereien an der Neuen Synagoge – sogar mit Bierdosen wurden wir schon beworfen”, so die Vorsitzende. “Es ist schockierend.” Im vergangenen Jahr brannte sogar ein Feuer an der Synagoge. “Aber auch, wenn wir am Platz der alten Synagoge präsent sind, um auf dessen Bedeutung hinzuweisen, sehen wir uns immer wieder Beleidigungen und Drohungen ausgesetzt.” Wichtig sei es, auf das Problem hinzuweisen und die Menschen zu sensibilisieren. “Inzwischen haben wir sehr viele Solidaritätsbekundungen erhalten. Das tut gut, denn die allermeisten Menschen in Freiburg sind vernünftig”, so Katz.
Katz wünscht sich stärkeren Polizeischutz
Wünschen würde sich Irina Katz einen stärkeren Polizeischutz, angesichts der anhaltenden Bedrohungslage: “Wir fühlen uns ziemlich alleine gelassen. Gerade ältere Menschen haben inzwischen Angst, zum Gottesdienst zu kommen”, erzählt sie. “Wenn wenigstens ein uniformierter Beamter für eine Stunde vor der Synagoge anwesend wäre, würde das solche Vorfälle bestimmt schon verhindern.” Katz wünscht sich, dass die Freiburger gegen Rassismus und Antisemitismus zusammenrücken sollten.
(br)