Anspannung am Hochrhein: Schweiz gibt Standort für Atomlager bekannt

Alle drei möglichen Standorte liegen in der Nähe der deutschen Grenze

Mit Anspannung warten mehrere Gemeinden in Südbaden auf die Entscheidung der Schweiz über den Standort ihres Endlagers für Atommüll. Am Montag (12.09.2022) soll diese Entscheidung verkündet werden.  Alle drei in Frage kommenden Standorte liegen in unmittelbarer Nähe der Grenze zu Baden-Württemberg. "Natürlich haben wir Ängste und Sorgen", sagte der Bürgermeister von Hohentengen, Martin Benz, der Deutschen Presseagentur. "Besorgnis ist noch der mindeste Ausdruck." Der Bürgermeister von Jestetten, Dominic Böhler, sagte: "Vor der Entscheidung ist Anspannung zu spüren."

Sicherheit des Grundwassers ist eine Sorge

Die Atomabfälle sollen Hunderte Meter unter der Erdoberfläche in Opalinuston eingebettet werden. Weil die möglichen Standorte dicht beieinander liegen, fühlen sich alle Gemeinden entlang der Grenze betroffen, unabhängig davon, wo genau das Lager eingerichtet wird. "Im Hinblick auf atomare Risiken sind alle Standorte nur einen Katzensprung entfernt", sagte Böhler. Eine Sorge sei die Sicherheit des Grundwassers, sagen beide Bürgermeister. Nach Angaben des Waldshuter Landrats Martin Kistler erkennt die Bevölkerung an, dass die geologischen Gegebenheiten der Schweiz für einen Standort in Grenznähe sprechen. "Vor diesem Hintergrund waren und sind wir bereit, die Lasten einer grenznahen Tiefenlagerung zu tragen", sagte Kistler der dpa. Wenn alle Unterlagen vorlägen, würden Experten aber prüfen, "ob nicht doch andere Standorte vorzugswürdiger wären".

Forderung nach Kompensationszahlungen

Für den möglichen Standort Nördlich Lägern südlich von Hohentengen sei es in Diskussionen mit den Schweizern gelungen, geplante Oberflächenbauten in Sichtweite der deutschen Gemeinde zu verhindern. Der Landkreis Waldshut unterstütze die Forderung von Hohentengen, bei Kompensationszahlungen genauso behandelt zu werden wie Schweizer Gemeinden, sollte die Wahl auf Nördlich Lägern fallen. Nach Angaben von Benz liegt der Bahnhof, der womöglich für Transporte genutzt wird, nur 650 Meter von deutschen Wohngebieten entfernt. "Die Frage von Kompensationszahlungen ist definitiv ein Thema", sagt Böhler. Die Gemeinden könnten durch die Nähe eines Atommülllagers an Attraktivität einbüßen, deshalb brauche man Geld, um Anreize zu schaffen. "Man muss in der Lage sein dafür zu sorgen, dass die Region lebenswert und attraktiv bleibt", sagt er.

Endgültige Standortentscheidung fällt 2031

Für Kompensationszahlungen wurden in einer unverbindlichen Schweizer Kostenstudie 800 Millionen Franken (rund 824 Mio Euro) veranschlagt. Verhandlungen über die Verteilung sollen 2024 beginnen, sagte die Sprecherin des Schweizer Energieministeriums (UVEK) der dpa. Die endgültige Entscheidung über das Lager fällt voraussichtlich 2031. Die Einlagerung begänne dann etwa 2050.

(dpa/rg)