Zuletzt hatten französische Politiker noch befürchtet, dass es mit dem Elsaß wirtschaftlich bergab geht:
Jetzt hat ein großes Industrieunternehmen über 180 Millionen Euro in seinen Fertigungsstandort in Biesheim bei Neuf-Brisach investiert. Auch die anwesenden Vertreter des Départements wertet den Schritt als deutliches Zeichen für eine positive Kehrtwende, beziehungsweise einen Erhalt alter Stärken: Bis vor wenigen Jahren galt das Elsaß schließlich noch als zweitstärkste Wirtschaftsregion Frankreichs - bis die Arbeitslosenquote stieg, gerade bei den jungen Franzosen. Seit Jahren sind nun nicht mehr so viele Gelder in ein einzelnes Projekt der französische Grenzregion geflossen. Mit rund 1400 Mitarbeitern stellt der Aluminium-Verarbeiter Constellium gleichzeitig einen der größten Arbeitgeber in der Gegend dar. Die Millioneninvestition fließt dort in eine neue High-Tech-Veredelungsanlage. Mit ihr sollen noch mehr Bleche für die Automobilindustrie in ganz Europa gefertigt werden - und das effizienter als bisher.
Das Ziel: Über aufwändige technische Verfahren soll das Aluminium für die Fahrzeughersteller besonders stabil, besonders formbar oder besonders beständig gemacht werden. Aus den tausenden Tonnen Spezial-Alu aus dem Elsaß, die in dem Werk zu kilometerlangen Rollen aufgewickelt sind, sollen weiterhin vor allem Karosserie-Bauteile wie Motorhauben, Kotflügel oder Spezialfertigungen entstehen. Die neue Anlage schafft dabei Mengen von bis zu 100.000 Tonnen. Gleichzeitig beliefert der Standort bereits die Lebensmittelindustrie - Getränkedosen und Konserven lassen grüßen. In den USA haben sich außerdem große Geschäfte in für Constellium bei Flugzeugbauern angebahnt.
60 neue Arbeitsplätze - immerhin kein Stellenabbau
Die Besonderheit der Neuanschaffung: Während automatisierte und maschinengesteuerte Produktionsverfahren in vielen anderen Industriezweigen den Arbeiter eher überflüssig gemacht haben, entstehen hier in einem ersten Schritt schon einmal 60 neue Jobs. Angesichts der riesigen Summe mögen das nicht sehr viele sein, aber aus Sicht der Belegschaft deutlich besser als jeder Stellenabbau. Die Investition ist als klare Ansage für ein bevorstehendes Wachstum zu verstehen, verrät uns im baden.fm-Interview Dieter Höll, der Director Sales and Marketing, Automotive and Specialties.
Weil gerade in der Autobranche das energieeffiziente und klimafreundliche Fahren für den Endkunden immer wichtiger wird, setzen immer mehr Hersteller auf besonders leicht Autos, denn die haben in der Regel auch oft einen niedrigeren Spritverbrauch. Bis zu 40 Prozent soll sich im Vergleich zu Bauteilen aus Stahl beim Gewicht somit einsparen lassen. Diesen entstehenden Raum will die Aluminium-Industrie im Dreiländereck natürlich so gut es geht ausfüllen. Es winken lukrative Folgeaufträge bei den bisherigen Kunden wie Audi, Peugeot, BMW, Mercedes oder Renault.