Bei welchen Produkten lohnt es sich, eine Kühltasche mitzunehmen und wo sind solche Vorkehrungen eher übertrieben?
Bestimmt jeder hat im Sommer oder speziell auch vor Gewittern schon einmal erlebt, wie schnell die Milch im Kaffee sauer werden kann oder wie schnell Obst verdirbt, das ansonsten auch außerhalb des Kühlschranks viele Tage gut bleibt. Um Lebensmittel bei großer Hitze länger frisch bleiben zu lassen, kommt es aber in vielen Fällen auch schon auf den richtigen Einkauf und den richtigen Transport nach Hause an.
Külhkette heißt das Zauberwort und wird die vernachlässigt, kommen damit nicht alle Einkäufe gleich gut zurecht. Wir gehen also der Frage nach, wo sich tatsächlich im Sommer Vorkehrungen lohnen und was vielleicht doch eher übertrieben ist.
Verbraucherschützer raten im Hochsommer grundsätzlich dazu, Kühlwaren beim Einkaufen als letztes in den Einkaufswagen zu legen, damit die Dauer an der warmen Luft so kurz wie möglich bleibt. Und an anschließend sollten bestimmte Produkte sofort in eine mitgebrachte Kühltasche gepackt werden - die idealerweise auch noch mit zusätzlichen Kühlakkus aus dem Eisfach ausgestattet ist.
Tests haben gezeigt, dass die einfachen Isoliertaschen aus dem Supermarkt nur etwas für kurze Strecken sind und bei üblichen 43 Grad im Auto gerade einmal fünf Minuten länger kühl halten als eine handelsübliche Plastiktüte. Experten raten deshalb zu richtigen Kühltaschen oder strombetriebenen Kühlboxen für den Wocheneinkauf.
Bei Obst und Gemüse mag sich das übertrieben anhören. Bei Fleischwaren, Fisch oder Waren mit rohen Eiern drohen sonst vergleichsweise schnell ernste Lebensmittelvergiftungen durch Krankheitserreger wie Salmonellen. Schon nach 20 Minuten ohne Kühlung kann sich in solche empfindlichen Lebensmitteln die Anzahl an E.-coli-Bakterien verdoppeln.
Wenn das Putenfleisch für den Grill bei der Autofahrt dann vorübergehend doch etwas zu warm wurde, raten Hygieneexperten unbedingt dazu, sich zunächst einmal auf seine Sinneseindrücke zu verlassen: Riecht es seltsam-säuerlich oder sieht auch optisch bereits mitgenommen aus, sollten wir es lieber nicht mehr verzehren. Ansonsten ist gerade bei Geflügel wichtig, alles gut durchzugaren, denn bei 70 bis 100°C sterben die meisten Keime am Ende doch zuverlässig ab.
Zuhause angekommen sollte auch der Kühlschrank entsprechende Leistung bringen. Empfindliche Produkte sollten einen Platz möglichst weit unten und hinten bekommen. In der Tür, wo beim Öffnen und Schließen warme Luft vorbeiströmt, werden Milch und Co. deutlich schneller schlecht als dort. Und auch wenn es mehr Strom verbraucht, raten Lebensmittelexperten vom TÜV, die Kühlleistung etwas zu erhöhen und die Innen-Temperatur auf 2 bis 6°C runterzuschrauben.
Richtige Lagerung im Sommer bedeutet übrigens nicht für alle Lebensmittel automatisch einen Platz im Kühlschrank. Während die Kälte dort heimischen Früchten wie Äpfeln, Birnen oder Südfrüchten wie Kiwis, die wir normalerweise bei Raumtemperatur lagern, gut tun kann, verlieren Tomaten, Kürbis, Auberginen oder Kartoffeln dort nicht nur an Geschmack, sondern können unter Umständen auch schneller schlecht werden.
Hohe oder anhaltende Hitze beeinträchtigt die Wirksamkeit vieler Medikamente
Arzneimittel sind grundsätzlich empfindlich gegenüber verschiedenen Umwelteinflüssen und sollten deshalb nie zu heiß gelagert werden, rät Friederike Habighorst-Klemmer von der Stadtapotheke am Marktplatz in Emmendingen. Den meisten Tabletten und anderen trockenen und festen Medikamenten können etwas höhere Temperaturen zwar nicht ganz so viel anhaben. Ganz anders sieht das aber bei Hautsalben, Augentropfen, Inhalationssprays oder Fieberzäpfchen aus.
Überall, wo auf der Packung der Hinweis draufsteht, dass das Produkt nicht über einer Temperatur von 25 Grad gelagert werden sollte, hat das auch einen Grund. Liegt das Medikament längere Zeit im Heißen, kann das die Wirksamkeit erheblich beeinträchtigen, warnt die Apothekerin.
Fünf Minuten zu Fuß nach Hause oder im Extremfall auch die halbe Stunde ohne Kühlung im Sommer seien aus ihrer Sicht für die meisten Arzneimittel kein Problem. Anders sieht das allerdings bei der Fahrt mit dem Auto aus, wo sich der Innenraum in der prallen Sonne innerhalb weniger Minuten trotz geöffneter Fenster auf bis zu 70 Grad Celsius aufheizen kann. Solche Temperaturen seien dann für fast alle Einkäufe aus der Apotheke ein Problem, so Habighorst-Klemmer.
Bei besonders empfindlichen Produkten bieten deshalb die meisten Apotheken von sich aus eine Kühltasche für den Transport an oder bitten die Kunden darum, sie mitzubringen. Wer zum Beispiel im Sommerurlaub seine Reiseapotheke mit auf die Fahrt nimmt, sollte sie möglichst weit nach unten im Fahrzeug stellen und vielleicht noch ein Gepäckstück darauf, das ein wenig vor der Hitze abschirmt.
Zuhause reicht es dann meistens auch im Hochsommer noch aus, Pillen, Tropfen, Cremes und Co. im kühlsten Zimmer der Wohnung an der Nordseite zu deponieren, wo auch die Sonne nicht direkt drauf scheint. Für alles, was nicht unbedingt täglich benötigt wird, empfiehlt die Apothekerin ansonsten auch den Keller als geeigneten Lagerort. Der Kühlschrank ist hingegen nicht für alle Arzneimittel eine gute Idee: Besonders Salben und andere Erzeugnisse mit Wasseranteil können bei zu niedrigen Temperaturen ihre Struktur verändern - ähnlich wie Eis, das gefriert.
Zu hohe und zu niedrige Temperaturen können Genauigkeit von Corona-Schnelltests beeinflussen
Auch bei vielen Antigen-Schnelltests zum Nachweis des Coronavirus ist auf den Packungen der Hinweis gedruckt, dass sie an einem möglichst kühlen Ort gelagert werden sollen. Das Testen bei 40 Grad Außentemperatur kann kurzfristig trotzdem möglich sein, erklärt Habighorst-Klemmer. Bei einem Schnelltest-Termin sollte man aber jetzt im Sommer darauf achten, dass die Test-Kits nicht stundenlang in der prallen Sonne stehen, sondern am besten in lauwarm gekühlten Räumen, in nicht zu kalten Kühlbehältern oder zumindest im Schatten aufbewahrt werden.
Ansonsten kann die Hitze am Ende unter Umständen das Ergebnis verfälschen, so die Befürchtung. Das bedeutet nicht automatisch, dass ein Coronatest, der in der Sommerhitze durchgeführt wurde, automatisch falsch sein muss. Aber die Test-Sets sind nur für bestimmte Temperaturen zugelassen. Und in aller Regel wurde die Wirksamkeit innerhalb dieser Rahmenbedingungen wissenschaftlich nachgewiesen.
Die meisten Hersteller empfehlen hier eine Lagerung zwischen fünf und dreißig Grad und dass die Tests dann bei Raumtemperatur durchgeführt werden. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen des Instituts für Virologie der Berliner Charité konnten Temperaturen, die höher oder niedriger als diese Grenzwerte liegen, die Genauigkeit des Corona-Schnelltests in einigen Fällen vorübergehend beeinflussen.
(fw)