Gerade mal einen guten Monat ist "Amir" bereits auf der Welt - und schon jetzt ein kleiner Prinz!
Der kleine Kamel-Nachwuchs im Freiburger Tiergehege Mundenhof teilt sich seinen Namen mit Sportclub-Fußball-Profi Amir Abrashi - trotz einiger SC-Fans unter den Tierpflegern aber ein Zufall, sagt Kamel-Expertin Regine Köster. Wie auch ihre Kollegen achtet sie bei der Namensgebung nach der Geburt der tierischen Neuankömmlinge darauf, dass er auch zum Charakter passt. Und der hat sich beim kleinen "Prinzen", wie Amir aus dem Persischen übersetzt heißt, auch schnell gezeigt: Stolz, anmutig und trotzdem neugierig und oft auch richtig frech erkundet das junge Trampeltier sein Gehege im Mundenhof - um sich gleich darauf dann wieder in die schützende Nähe seiner Mama Khabira zurückzuziehen.
Momentan teilt sich Amir noch einen abgetrennten Bereich zusammen mit seiner Mutter, auch damit diese sich nach der schwierigen Geburt wieder ausreichend erholen kann. In ein paar Wochen wollen die Tierpfleger Amir dann langsam mit dem Rest der Herde zusammenführen, sobald der Tierarzt grünes Licht dafür gibt. Schon jetzt gewöhnen sie ihn außerdem behutsam an seine spätere Aufgabe im Tierpark: Das Kamelreiten zu besonderen Anlässen ist dort bereits seit Jahren einer der Publikumsmagnete schlechthin. Dieser besondere Berührungspunkt zwischen Mensch und Kamel hat außerdem dafür gesorgt, dass die Kamele gleichzeitig zum Aushängeschild des Mundenhofs geworden sind - sogar im offiziellen Logo finden sie sich wieder.
Die Wüstenschiffe aus dem Breisgau
Amir lernt nun bereits geduldig, sich an das Zaumzeug zu gewöhnen, spielerisch und über Anreize wie leckere Karotten, ganz ohne Zwang. Nur mit dem Menschen soll er zum aktuellen Zeitpunkt noch möglichst wenig direkten Kontakt haben. Auch weil sein Vater Takil gerade nur einen Zaun weiter beim Rest der Herde lebt, kann es sonst schnell passieren, dass junge Tiere bei zu viel Nähe oder Streicheleinheiten vom Menschen den Respekt von ihm verlieren.
Seit mittlerweile 18 Jahren kümmert sich Köster um die verschiedensten Tiere auf dem Mundenhof, die Kamele haben es ihr dabei schon früh besonders angetan. Mit dem Abschied vom in Südbaden weit bekannten früheren Obertierpfleger Peter Mattuschek hat sie dann 2012 die Federführung bei der Pflege der Kamele übernommen. Was sie mit ihren Kollegen dabei alles vollbringt, bekommen die meisten Besucher im Regelfall bei ihrem Besuch im Mundenhof kaum mit. Im Team kümmern sie sich darum, dass Ställe und Gehege schon am frühen Morgen wieder von Kot, Fellresten (bei den Kamelen ist gerade der Wechsel von Winter- zu Sommerfell angesagt) und anderem Unrat befreit sind. "Viele Leute stellen sich immer noch vor, wir streicheln hier den ganzen Tag unsere Tiere und füttern sie vielleicht noch, aber da gehört natürlich weit mehr dazu! Auch das ist Teil der Natur.", grinst Köster.
Füttern verboten - Lebensgefahr!
Ihr Lächeln vergeht allerdings bei einem anderen Thema sehr schnell, das den Tierpflegern vom Mundenhof zunehmend Sorge bereitet. Einerseits freut sich der Park natürlich über die immer noch steigenden Besucherzahlen. Gleichzeitig häufen sich in den letzten Jahren die Vorfälle, in denen Tiere erkranken, weil Besucher sie einfach mit Lebensmitteln füttern. Ein gutes Drittel aller Tierarzteinsätze beim Mundenhof geht inzwischen auf solche Fütter-Versuche zurück. Und die können noch so gut gemeint sein: Für die Tiere kann das falsche oder zu viel Futter lebensgefährliche Folgen haben. Auch um die großzügige Kamel-Koppel von Amir und seiner Herde stehen deshalb nicht nur Infoschilder zu den Lebensgewohnheiten der Kamele. Alle 100 Meter hat der Mundenhof rote Hinweisschilder aufstellen müssen, die auf die Gefahren des Fütterns hinweisen. "Einige wollen es scheinbar trotzdem nicht verstehen und deshalb müssen wir immer ein Auge drauf haben", meint Köster. Auf Amirs Wohlergehen wollen alle aber auch in Zukunft besonders gut achten.